Rückblick auf das Frühjahrsseminar 2018 „Theokratie. Ein Gedankenexperiment“

Mit dem Frühjahrsseminar zum Thema „Theokratie. Ein Gedankenexperiment“  haben die Dialogperspektiven das Programmjahr 2017/18 fortgesetzt. Vom 21. bis 25. März 2018 kamen die Teilnehmer_innen in der Begegnungsstätte Schloss Gollwitz in Brandenburg an der Havel zusammen, um den im Herbst 2017 in Stockholm, Schweden begonnenen Austausch und die gemeinsame Arbeit fortzusetzen.

In fünf Arbeitsgruppen setzten sich die Teilnehmer_innen mit unterschiedlichen Aspekten des Themenschwerpunkts auseinander: AG 1 setzte sich unter Leitung der Religionswissenschaftlerin Márcia Moser mit unterschiedlichen Formen von Religionskritik und utopischen Gesellschaftsentwürfen auseinander. AG 2 widmete sich unter Anleitung von Prof. Dr. Frederek Musall aktuellen Erscheinungsformen politischer Theologie, während AG 3 unter Leitung von Dr. Alexander Graeff innerweltliche Erlösungsvorstellungen und immanenter Transzendenz als Denkfiguren theokratischer Herrschaftsform in den Fokus der gemeinsamen Arbeit stellte. In AG 4 nahmen die Teilnehmer_innen unter Leitung der Politikwissenschaftlerin Carmen Dege eine ideengeschichtliche Analyse von Populismus und Identitätspolitik vor und AG 5 setzte ihren Schwerpunkt unter Leitung von Prof. Dr. Armina Omerika auf die Ausgestaltung des Konzepts „Islam“ als Grundlage des kollektiven Bewusstseins in Bosnien-Herzegovina und betrachtete den Spannungsbogen zwischen Religion, Nation und säkularer Staatlichkeit im bosnisch-muslimischen Kontext.

Den Auftakt der AG-Arbeit bildete ein Podium der AG-Leiter_innen, moderiert von Dr. Alexander Graeff, in dessen Verlauf Fragestellungen, Begriffsdefinition bzw. –verständnis sowie thematische Bezüge zwischen den einzelnen Arbeitsgruppen dargestellt und diskutiert wurden. In einem Zwischenplenum sowie zum Abschlussplenum am letzten Seminartag kamen alle Teilnehmer_innen und AG-Leiter_innen zusammen, um die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit, die entwickelten Thesen sowie offene Fragen zu präsentieren und gemeinsam zu diskutieren.

Ergänzt wurden die Arbeitsgruppen durch mehrere Impulsvorträge sowie durch das „interreligiöse World Café“. Dialogperspektiven-Alumnus und Theologe Volker Grunert thematisierte in seinem Vortrag mit dem Titel „Theokratie als kultureller Normalfall“ theokratische Elemente in historischen Herrschaftskonstellationen und in der aktuellen Politik. Unter dem Titel „Sozialismus als Religion“  widmete sich Dialogperspektiven-Assistent Adrian Fiedler den Parallelen zwischen dem verordneten Atheismus der frühen Sowjetunion und der christlich-orthodoxen Religion Russlands aus kultur-historischer Perspektive.

Während des interreligiösen World Café kamen die Teilnehmer_innen mit Vertreter_innen der Alevitischen Gemeinde, der Bahá’í-Gemeinde, der mexikanischen Nahual-Traditionen, des Schamanismus sowie der Evangelischen Kirche zu Fragen von religiösen Traditionen, religiöser Praxis sowie zu unterschiedlichen Vorstellungen über das Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaften ins Gespräch.

Neben der inhaltlichen Arbeit spielte die gemeinsame religiöse Praxis während der Seminartage eine besondere Rolle: Mit einem islamischen Freitagsgebet, einem Kabbalat Shabbat G’ttesdienst, einem ökumenischen Palmsonntagsgottesdienst in der Gollwitzer Dorfkirche sowie geistlichen Impulsen zur religiösen Praxis im Hinduismus und zur lutherischen Morgenandacht gab es zahlreiche Gelegenheiten gemeinsam die religiöse Praxis zu (er-)leben. Das religiöse Programm wurde durch die geistlichen Begleiter_innen Dr. Ayşe Başol, Rachel De Boor, Rabbiner Alexander Grodensky sowie Volker Grunert gemeinsam mit den Teilnehmer_innen vorbereitet und durchgeführt.

Ergänzt wurde das Seminarprogramm durch mehrere Reflexionseinheiten, angeleitet von Dialogperspektiven-Alumna Kristina Schneider, in denen die Teilnehmer_innen über Privilegien und verschiedene Aspekte von Identitätskonstruktionen reflektieren und diskutieren konnten.

Es waren vier intensive Tage des Austauschs, des Voneinander-Lernens und der Diskussionen, voller besonderer Momente und Begegnungen – unser Dank gilt allen Referent_innen, den geistlichen Begleiter_innen und unseren Teilnehmer_innen für ihre Offenheit, ihr Engagement und ihre Unterstützung! Mit noch frischen Eindrücken und vielen neuen Ideen geht es nun auch schon an die Vorbereitung der Abschlusskonferenz 2018 Ende Juni in Essen. 

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